Märchen und kindliche Entwicklung
- Bernadette Gatt
- 3. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Heute soll es ein bisschen um das Thema Märchen und die große Bedeutung, die es für Kinder und deren Entwicklung hat, gehen.
Denn Märchen sind laut Kast besondere Geschichten. In ihnen sind Wendungen möglich, die es im Alltag kaum gibt, wodurch einem gewissen Realitätsdruck entflohen werden kann. Es entstehen Hoffnungen auf unerwartete Lösungen, die sich auf die Kinder übertragen, indem eine Identifikation mit den Heldinnen und Helden geschieht. Durch das mündliche Weitertragen der Märchen, über Generationen hinweg, entstehen Geschichten bzw. Themen, die für viele Menschen von Interesse sind. Die Hindernisse, die von den Märchenfiguren bewältigt werden, stehen für allgemeine Probleme im menschlichen Alltag.
Für den Einsatz der Märchen in der Fördersituation ist es von großer Bedeutung, dass diese von den Kindern als ansprechend wahrgenommen werden. Dies ist vor allem dann möglich, wenn sie denn eigenen Bildern derer, die sie ansprechen sollen, entsprechen. So ist es möglich die Fantasie der Kinder und ihre allgemeinen emotionalen Prozesse zu beeinflussen.

Hammel beschreibt das gemeinsamen Geschichten erzählen und entwickeln als wunderbare Möglichkeit der Förderung emotionaler als auch kommunikativer Kompetenzen. Im Dialog können Satzanfänge einfach zu fantasievollen Erzählungen fortgeführt werden. Die einzigen inhaltlichen Bedingungen sind dabei die Parallelen zur Situation des jeweiligen Kindes sowie eine lösungsorientierte Wendung im Verlauf. Die Aufgabe des Erwachsenen ist es dabei dem Kind viel Raum für eigene Ideen zu lassen, um verschiedenste Lösungsmöglichkeiten durchspielen zu können. Es trägt somit selbst wirksam zu Lösungen bei, die dann bewusst oder auch unbewusst in den Alltag übertragen werden.
Kinder erleben die hilfreiche Wirkung des Märchens erst, wenn sie sich mit ihm längere Zeit beschäftigen. Erst durch Wiederholung prägt sich der Inhalt so ein, dass er innerlich fortwirkt. Deshalb sollten sich Kinder auf verschiedene Weisen mit Märchen auseinandersetzen z.B. durch gemeinsames Nacherzählen, über den Inhalt sprechen, Lieblingsszenen nachmalen, mit Figuren nachspielen oder Rollenspiele. Diese sind besonders wirksam wenn Kinder immer wieder in andere Rollen schlüpfen dürfen.
Ein Märchenbuch, dass ich persönlich sehr empfehlen kann, ist „Als die Tiere in den Wald zogen“ von Senckel und Berner. Hier wurden alte Volksmärchen aufgearbeitet und den jeweiligen Alter und Entwicklungsaufgaben der Kinder zugeordnet.
Hammel, S. (2013). Handbuch des therapeutischen Erzählens. Geschichten und Metaphern in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde, Coaching und Supervision (3.Auflage). Stuttgart: J. G. Cottasche Buchhandlung.
Kast, V. (2012). Märchen als Therapie (13. Auflage). München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Senckel, B. & Berner, R. S. (2019). Als die Tiere in den Wald zogen. Starke Märchen für starke Kinder. München: C.H.Beck.
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